Michael Engel ist der Erfinder der Intelligenten Kamera für den industriellen Serieneinsatz. Als er mit diesem Produkt 1996 Vision Components gründet, hat er bereits eine Firma im Bereich der industriellen Bildverarbeitung aufgebaut, zum Erfolg geführt und verkauft. Im Interview spricht er über 25 Jahre Vision Components – und die nächste Revolution im Design von Vision Sensoren.
Herr Engel, vor 25 Jahren haben Sie Vision Components gegründet. Wie ist es dazu gekommen?
Bildverarbeitung ist schon immer mein Beruf und die Anfänge liegen nunmehr über 30 Jahre zurück. Damals hatte das Thema einen eher schlechten Ruf: die Technik war zu teuer und aufwendig. In meiner ersten Firma – Engel und Stiefvater – zeigten wir, dass es doch funktionieren kann.
Wir entwickelten Systeme für die Qualitätskontrolle in der Industrie, basierend auf Prozessoren wie dem Motorola 68000, dem ersten programmierbaren 32-Bit-Rechner. Das waren damals schon Vorläufer der heutigen Embedded Systeme, aber im Vergleich riesig: unsere Lösungen waren so groß wie die Tower-PCs der 90er Jahre und jede Installation ein aufwendiges Projekt mit hohen Kosten.
“Das muss auch anders gehen, dachte ich mir damals. Mit dieser Idee einer intelligenten Kamera für die Industrie war der Grundstein für Vision Components gelegt.”
Was genau war Ihre Idee damals? Und wie haben Sie sie umgesetzt?
Unser Ziel war es, ein Angebot mit deutlich niedrigeren Kosten zu schaffen, das einfach und universell verwendet werden kann. Auf Basis eines digitalen Signalprozessors (DSP) wollten wir ein möglichst kompaktes System bieten, das die Steuerung von Bildaufnahme und Bildwiedergabe per Software ermöglicht. Daraus entstand die VC11 – das erste Produkt von Vision Components und die allererste intelligente Kamera für den Serieneinsatz in der Industrie. Wir fokussierten uns auf die Entwicklung und Lieferung der Hardware und arbeiteten mit Partnern für die Systemintegration, genau so wie heute auch.
Die ersten 250 Kameras habe ich damals selbst zusammengeschraubt, um ein Gefühl für den Aufwand und die möglichen Produktionskosten zu erhalten. Die VC11 war ein enormer Erfolg; tatsächlich konnte die Kamera damals schon fast alles, was eine heutige Intelligente Kamera für die Industrie auch auszeichnet.
Ihre Erfindung der ersten intelligenten Kamera für die Industrie liegt nun 25 Jahre zurück. Was ist seitdem passiert – und was ist die nächste Revolution?
Die VC11 war für viele Anwender ein enormer Fortschritt, von einem großen und aufwendigen System hin zu einer kompakten Kamera mit integrierter Bildanalyse. Viele Hersteller von Vision Sensoren haben unsere Elektroniken und Komponenten als Basis für ihre eigenen Entwicklungen genutzt oder selbst entsprechende Elektroniken entwickelt. Jetzt wollen wir abermals einen Schritt weitergehen: Mit VC picoSmart haben wir gerade kürzlich das kleinste Embedded Vision System der Welt präsentiert.
Sensor und Auswerteeinheit sind komplett auf einer Platine integriert, die gerade einmal so groß ist wie eine Briefmarke. Dieser technologische Fortschritt ist vergleichbar mit dem Sprung von den Turm-großen Systemen zur intelligenten Kamera vor 25 Jahren. Wir wenden uns mit dem VC picoSmart erneut an OEM-Hersteller von Vision-Sensoren und bieten Ihnen eine kostengünstige Komponente, mit der Sie Zeitaufwand und Risiko beim Design ihrer anwendungsspezifischen Sensoren einsparen können.
Herr Engel, vielen Dank. Lassen Sie uns noch wissen, wie Sie sich Ihre persönliche Zukunft vorstellen?
Nun – ich verspüre keinerlei Drang zum Ruhestand. Die technische Weiterentwicklung ist extrem spannend und es ist mir eine große Freude, sie auch in den nächsten Jahren noch aktiv mitzugestalten.